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Zunehmend mehr Menschen fühlen sich wie ein rennender Hamster im Rad: Fremdbestimmt, überfordert und durch den Alltag gehetzt. Ab einem gewissen Zeitpunkt reagieren Körper & Psyche mit Reaktionen, die als Stress und Burnout bekannt sind. Die Zahlen, die von vielen unterschiedlichen Studien vorgelegt werden, sind alarmierend:


Sprach die Seele zum Körper:
„Sag du es ihm! Auf mich hört er nicht mehr.“

Jeder Dritte arbeitet am Limit und Dauer-gestresste Menschen erkranken doppelt so häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Rücken- und Kopfschmerzen sowie psychischen Erkrankungen.

1. Was ist Burnout-Syndrom?
Der Begriff „Burnout“ („Ausgebranntsein“) bezeichnet einen andauernden und schweren Erschöpfungszustand infolge einer chronischen Stressreaktion mit sowohl körperlichen als auch seelischen Beschwerden.

2. Woran erkenne ich, ob ich Burnout habe?
Beim Burnout-Syndrom handelt es sich nicht um ein fest umschriebenes Krankheitsbild, es stellt auch keine eigenständige psychologische Diagnose dar.

Es ist vielfältig und individuell in Auftreten und Ausmaß: Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und/oder andere körperliche Dysfunktionen treten auf.
Typisch sind auch Schuldgefühle und Versagensängste. Der "Ausgebrannte" erlebt seine Umwelt als nicht mehr kontrollierbar, zieht sich zurück und nimmt mögliche Hilfe nicht mehr an. Ein Burnout kann in allen Sozial-, Bildungs-, Berufs- u. Altersgruppen auftreten.

Wenn Betroffene schließlich zum Arzt gehen, dann meist wegen der körperlichen Störungen, die diagnostiziert und symptomatisch behandelt werden. Das zugrunde liegende Burnout bleibt oft unerkannt.

Anzeichen von Burnout:

1. Der Drang sich zu beweisen 2. Verstärkte Leistungsbereitschaft 3. Ausblenden der eigenen Bedürfnisse 4. Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen 5. Verzerrte Wahrnehmung der Realität 6. Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme 7. Rückzugphase 8. Deutliche Verhaltensänderung 9. Entfremdung 10. Innere Leere 11. Depression 12. Völlige Burnout-Erschöpfung


3. Kann sich das Verhalten der Personen mit Burnout verändern?
Ein Burnout passiert nicht von einem Tag zum anderen, sondern ist ein langsamer, schleichender Prozess des Ausbrennens der auch das Verhalten der betroffenen Person beeinflusst.

Beginnend mit den ersten Anzeichen einer nachlassenden Leistungsfähigkeit, abnehmender Konzentration und steigender Fehlerhäufung. Auf eine bis dahin unbekannte Müdigkeit und Schwäche folgen zunehmend Schmerzen jeder Art. Es findet ein immer weiter schreitender Rückzug aus privaten- und Freizeitaktivitäten statt. Auch der Verlust von Empathie oder Kreativität sind klassische Verhaltensänderungen. Gemäß einer finnischen Verlaufsstudie, äußern besonders Männer ihre Probleme durch Ablehnung und Zynismus.

4. Wie entsteht ein Burnout?
Verschiedenen Faktoren führen zusammen zu einer Anhäufung von Stressbelastungen, die die Fähigkeit angemessen reagieren zu können, überfordern. Die Arbeitsüberlastung ist dann oft nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Beispielfall: Eine Klientin von mir befand sich zu unserem Beratungszeitpunkt in einer schwierigen und für sie emotional belastenden Lebenssituation. Als allein-erziehende und voll berufstätige Mama kam nun auch noch ein Pflegefall in der nahen Familie hinzu. Ihr Arbeitsverhältnis litt zunehmend darunter, Fehler häuften sich und ihr Vorgesetzter zeigte sich täglich ungehaltener. Ihr „Hamsterrad“ rotierte immer schneller.

Ob und wann eine Lebenssituation letztlich zum Burnout führt entscheiden folgende Punkte:
1. die Zeitspanne in der sich belastende Faktoren sammeln
2. die Intensität der belastenden Situation
3. die emotionale Bedeutung für die betroffene Person


5. Was passiert, wenn ein Burnout nicht behandelt wird?

Viele betroffene Personen mit Burnout-Syndrom, haben bereits eine Depression, Angststörungen oder Schlafstörungen entwickelt, wenn sie Hilfe durch einen Arzt oder Therapeuten suchen. Monatelange Krankschreibungen oder sogar Frühverrentungen können die Folge sein.

6. Was kann man tun, um einen Burnout zu vermeiden?

Die beste Strategie gegen Burnout ist die Prävention.
Zeitsouveränität - Zeitdruck wird oft als der Hauptauslöser für einen Burnout genannt.

Folgendes praxiserprobtes 9-Stufen Programm dient der Vorbeugung
Man unterscheidet in:

Aufgabenstrukturierung
Festlegen, welche Aufgaben zu erfüllen, zu verändern, zu löschen, zu verschieben oder zu delegieren sind.

Selbstrespekt
Das bedeutet beispielsweise, eigene Termine realistisch zu vergeben. Ebenso sollte die Wochenarbeitszeit unter 50 Stunden liegen, ansonsten steigen das Burnout- und auch das Herzinfarktrisiko dramatisch an.

Zeitrespekt
Das bedeutet, seine Zeit zu nutzen und zu leben, statt sie zu verschwenden. Zeitfresser müssen weitestgehend verbannt werden.

Niemand hat Zeit, wir können sie uns nur nehmen!

Eigenbestimmtheit
Das Gefühl, die wesentlichen Aspekte des eigenen Lebens selbst in der Hand zu haben, ist zentral. Dazu tragen bei:
1. Entscheidungen zügig zu treffen und zu diesen zu stehen
2. rechtzeitig Grenzen zusetzen
3. zu delegieren
4. das eigene Anspruchsniveau abwägen
5. sich etwas zu gönnen und es zu genießen
6. auf Perfektionismus zu verzichten.

Stresstoleranz
Da Stress allein keinen Burnout verursacht, sind die üblichen Stressminderungsprogramme nicht ausreichend. Wer Stress empfindet, ist in einer inneren Dysbalance. Das Konzept der Stresstoleranz wendet sich weitgehend ab von der Idee, die Umgebung der betroffenen Person zu verändern.
Die Erfahrung zeigt, dass ein Burnout ausbleibt, wenn das Leben um die Sinne herum aufgebaut wird. Die Sinne führen den Menschen in die Gegenwart. Auch eine sichere und erfüllte Partnerschaft hat eine Burnout-vorbeugende Wirkung.
Probleme im finanziellen Bereich stressen: Schulden sind Gift, sie dämpfen die Motivation, das Selbstbewusstsein und blockieren innere Freiräume. Solche Schulden gehören schnellstmöglich abgebaut.
Besonders dem Körper kommt eine wichtige Rolle beim Schutz vor Burnout zu. Der Körper gehört geachtet: gefordert, aber nicht unter- oder überfordert beschenkt mit hochwertigen Lebensmitteln bedacht mit ausreichend Schlaf beschützt durch den Verzicht auf Alkohol, Nikotin oder Medikamente.

Zufriedenheitskonstanz
Wer unter Stress steht, aber zufrieden ist, der bleibt meistens vom Burnout verschont. Zufrieden ist man dann, wenn man das Gefühl hat, den eigenen Weg zu gehen.

Dyadenkompetenz
Die Vermeidung von Burnout hängt eng mit kommunikativen und emotionalen Kompetenzen zusammen.
Ein Burnout folgt aus emotionaler Unsicherheit. Selbstwahrnehmung und Selbstmanagement gehören zur Dyadenkompetenz. Bewusstsein und Beziehungsmanagement sind nötig um Beziehungen gut zu führen
und sich einzulassen.

Situationstoleranz
Bei Burnout gibt es meistens eine Situation, die als unerträglich empfunden wird. Die betroffene Person ist der Auffassung diese weder verlassen noch verändern zu können.
Wer glaubt, eine Situation nicht verlassen zu können, irrt meistens. Es kann daran liegen, dass der Preis für das Verlassen als zu hoch eingeschätzt wird. Verändern kann man nicht jede Situation jedoch seine Einstellung zur Situation.
Ein Schlüssel zu einem erfüllten Leben ohne Burnout liegt darin, das Unveränderbare zu wollen und zu mögen - der Weg vom "So ist es leider" zum "So will ich es gerne".

Rollensicherheit
Burnout droht oder entsteht, wenn eine wichtige, erwünschte Rolle nicht ausgefüllt werden kann. Die beruflichen und privaten Rollen gehören geklärt und mit den tatsächlichen Wünschen abgeglichen.
Erwünschte Rollen sollten angestrebt, die anderen Rollen sollten aufgegeben werden.

Zielerkennung und Sinnannäherung
Wer seine wirklichen inneren Ziele nicht erkennt, hat ein großes Risiko für Burnout. Es geht darum, sich den eigenen privaten & beruflichen Lebenszielen zu nähern. Sie geben dem Verhalten eine Richtung und bündeln unsere Ressourcen und Potenziale. Erfüllung und Zufriedenheit hängen direkt damit zusammen.
Eine wesentliche Gabe ist zu erkennen, was man wirklich will und wirklich kann. Es gibt nämlich eine spezifische Fähigkeit, die vor Burnout sicher schützt.
Es ist die Fähigkeit, mit sich und nicht gegen sich zu leben. Denn wenn wir uns selbst nicht mehr im Wege stehen wird es auch kein anderer.


7. Was kann man tun, wenn man erste Anzeichen eines Burnout bei sich feststellt?

Um aus der Burnout-Spirale wieder herauszufinden und dem „Ausbrennen“ vorzubeugen, ist es wichtig, mögliche Stressfaktoren für sich selbst zu identifizieren.

Folgende Maßnahmen können bei den ersten Anzeichen helfen:
1. Erkenntnis und Bereitschaft an sich zu arbeiten
2. Identifikation und Verringerung von Stressquellen am Arbeitsplatz
3. gezielte Entspannung (Autogenes Training, Yoga, Tai Chi, Qi Gong) regelmäßige
4. Bewegung ausreichend Schlaf
5. Auszeiten nehmen (Handy, Laptop, Tablet ausschalten)
6. ausgewogene und bewusste Ernährung
7. ...
Generell gilt: Je früher Burnout-Betroffene einen Arzt oder Therapeuten zu Rate ziehen, desto schneller kann ein Therapieerfolg und damit eine Besserung der Lebensqualität eintreten.

8. Was kann man tun, wenn ein Angehöriger unter einem Burnout leidet?

Nahe Angehörige von Burnout Betroffenen erleben die körperlichen und psychischen Auswirkungen der Erkrankung hautnah mit, sind davon selbst überfordert und stehen der Situation oft frustriert, erschöpft und hilflos gegenüber.
Informieren Sie sich über das Thema Burnout, gehen sie immer wieder sensibel auf die betroffene Person zu und nehmen sie das Verhalten ihnen gegenüber zu keiner Zeit persönlich.
Auch als Angehöriger ist es hilfreich, sich therapeutisch unterstützen oder beraten zu lassen.

9. Wie wird ein Burnout-Syndrom behandelt?

Die Therapie eines voll ausgebildeten Burnouts ist aufwendig und zeitintensiv. Oft ist eine stationäre Therapie in einer auf die Behandlung von Burnout spezialisierten Klinik erforderlich und ratsam.


 

Anja Lamprecht Löwe

ist Psychologische Beraterin und Texterin für Lebenswege.

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